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Zitat

"Wir müssen unsere Kader mehr fordern. Viele Unternehmen haben an der Spitze Zirkuspferde. Der Ackergaul aber zieht die Furchen, in die man säen kann."
Rheintalische Volkszeitung, 24. November 2007

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AFG Arbonia-Forster-Holding AG
Dr. Edgar Oehler
Amriswilerstrasse 50
CH-9320 Arbon
T +41 71 447 41 41
F +41 71 447 45 89
presse@afg.ch

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[Sonntagsblick | 14 September 2008 | Interview]

Herr Dr. Edgar Oehlers Lebensweg führt durch die verschiedensten Destinationen in Politik und Wirtschaft. Eine Liste der Funktionen, die er nie hatte, würde kürzer ausfallen als eine derer, in denen er tätig war. Seit 2003 ist er CEO der Arbonia-Forster-Holding AG, einem führenden international tätigen Bauausstatter, aufgeteilt in fünf Divisionen (Heiztechnik & Sanitär, Fenster & Türen, Küchen & Kühlen, Stahltechnik, Surface Technologies) und die Business Unit Transport & Logistik, die selbständig geführt werden. Ein beeindruckender Führungsstil und eine unglaubliche Eigendisziplin zeichnen Edgar Oehler aus.

SJ: Sie waren schon in der Wirtschaft, Politik (Mitglied der CVP; Nationalrat von 1971-1995) und in den Medien erfolgreich tätig. Wie führte Sie der eine Bereich zum anderen und in welcher Form beeinflussten sie einander?
EO: Beeinflussen ist das Stichwort. Die drei Mächte Wirtschaft, Politik und Medien stehen in ständiger Wechselwirkung. Als Journalist ist man in der Lage Wirtschaft und Politik stark zu beeinflussen, steht aber durch Wirtschaftslage und politische Situation selber stets in Abhängigkeit zu denselben. Ich denke, ich beeinflusse gerne. Die Spartenwechsel waren eine logische Konsequenz aus der Tatsache, dass man nicht das ganze Leben dasselbe machen kann. Beispielsweise war es für mich nicht vorstellbar 20 Jahre lang Chefredaktor zu sein. Irgendwann schreibt man sich ja zu Tode.

SJ: Sie sind ja nicht nur Geschäftsmann, sondern auch vierfacher Familienvater. Wie verträgt sich das mit Ihrem Business-Leben?
EO: Ich war immer viel weg. Der Erste im Büro und der Letzte, der geht. 6-23 Uhr. Die Familie kennt das gar nicht anders.

SJ: Grosses Engagement im Personalwesen ist eines Ihrer Markenzeichen. Bei rund 6000 Mitarbeitern kann man sich jedoch vorstellen, dass der persönliche Kontakt zu jedem Einzelnen nicht mehr gewährleistet werden kann.
EO: Jein. Ich führe ein offenes Haus. Das heisst, es ist jedem Mitarbeiter freigestellt, jederzeit mit Anliegen zu mir zu kommen. Ausserdem wird jedes E-Mail beantwortet. Noch am selben Tag. Das sind so um die 50 Mails pro Tag. Ich nehme mir für solche Dinge bewusst Zeit. Meine Bürotür steht jedem offen. Selbstverständlich kenne ich nicht mehr jeden beim Namen. Früher war das so. Ich kannte Namen und Hobbys und war über Probleme, Familiensituation etc, der Angestellten im Bild.

SJ: Ist es echtes Interesse am Menschen oder denken Sie rein wirtschaftlich?
EO: Interesse am Menschen. Heucheleien fallen früher oder später auf und machen einen Chef mehr als unglaubwürdig. Ausserdem ist ein solches Volumen an Interesse nur sehr schwer vortäuschbar.

SJ: Aber wie, ganz konkret, treten Sie offensiv mit Ihren Mitarbeitern in Kontakt?
EO: Ich esse beispielsweise immer in der hauseigenen Kantine, wenn ich nicht auswärts arbeite. Immer einen Teller Spaghetti (50 g), einen gemischten Salat und eine Coke Zero. Die in der Kantine wissen das schon.

SJ: Das Bürogebäude ist auffallend luxuriös konstruiert und inszeniert. Springbrunnen, Blumen, Toiletten wie in einem 4-Sterne-Restaurant. All das für ein angenehmes Arbeitsklima?
EO: Oh ja! Ich möchte, dass meine Angestellten stolz darauf sind hier zu arbeiten. Es macht doch viel mehr Freude am Morgen auf dem Weg zur Arbeit an einem Springbrunnen mit Wasser- und Lichtspiel vorbei zu schlendern, als über einen öden leeren Teerplatz zu laufen. Ich möchte ein möglichst erfreuliches Arbeitsumfeld schaffen. Im Gegenzug erwarte ich aber auch muntere, proaktive Leistung erbringende Mitarbeiter. Ich denke in diesem Bezug ist das Beste und Teuerste das Billigste - Sparen ist teuer.

SJ: Ist die Einrichtung Ihre Innovation? Haben Sie die einzelnen Bestandteile selber ausgewählt?
EO: Ich richte meine Gebäude, Büros wie Fabriken grundsätzlich so ein, dass es mir selber gefällt und hoffe, so auch einen breiten Teil der Arbeiter anzusprechen. Erfahrungswerte bestätigen mein Vorgehen. Ich arbeite auch sehr viel mit Licht und Glas. Warten Sie einen Moment. (Oehler verschwindet im Nebenzimmer und kommt mit einem Kästchen mit Touchscreen, welches einer grossen Playstation Portable gleicht, zurück.) Sehen sie mal, was ich hier machen kann: (Er drückt ein paar Knöpfe.) Jetzt ist mein ganzes Büro von aussen blau beleuchtet. (Oehler strahlt.) So, und nun ist es rot. Ich äussere so häufig meine aktuelle Tagesstimmung. Wenn die Laune nicht stimmt, wird's rot. An Tagen des inneren Sonnenscheins leuchtet das Gebäude grün. (Oehler kann die Finger kaum mehr von der überdimensionalen Fernbedienung lassen.

SJ: Wir haben nun sehr ausführlich über Ihre Mitarbeiter gesprochen. Was jedoch hat Sie Ihrer Meinung nach so erfolgreich gemacht?
EO: Weitsicht. Das Kennen vieler Kulturen. Ich musste immer arbeiten und mir meinen Unterhalt selbst verdienen. Das verschafft einem ein gesundes Verhältnis zu Geld. Ausserdem hatte ich immer Glück. Ich musste mich beispielsweise noch nie bewerben.

SJ: Aber auch wenn Sie auf Empfehlung eingestellt wurden, ist das ja irgendwie Ihr Verdienst.
EO: Ja, aber ich bin der Überzeugung: «Dem Glück schlägt keine Stunde». Ich nehme das wörtlich. Es macht keinen Sinn darauf zu warten, dass man Erfolg oder Glück hat. Das liegt in der Hand jedes Einzelnen.

SJ: Das klingt nach guten Schlussworten. Herzlichen Dank für das Gespräch.