Mehr Referate

Welche Verantwortung trägt ein Verwaltungsrat?

Dr. Edgar Oehler

20. November 2012

Wir von der Realwirtschaft

Dr. Edgar Oehler, AFG Arbonia-Forster-Holding AG

07. Mai 2008

Bilanzmedienkonferenz

Dr. Edgar Oehler, AFG Arbonia-Forster-Holding AG

18. März 2008

Kontakt

Dr. Edgar Oehler
Im Grünenstein
CH-9436 Balgach
T +41 71 722 50 59
» E-Mail

Vom ersten Tag bis zur Eröffnung und ein Blick in die Zukunft

[Dr. Edgar Oehler, AFG Arbonia-Forster-Holding AG | Eröffnung AFG Corporate Center | Arbon, 28. Februar 2008]

Es ist für mich ein Privileg, heute in Arbon so viele illustre Gäste aus ganz Europa und aus Übersee begrüssen zu dürfen. Wir von der AFG bedanken uns, dass Sie sich die Zeit genommen haben, zu uns an den Bodensee zu reisen um einige hoffentlich interessante wie auch gesellige Stunden zu verbringen.

Es ist für uns von der AFG aber auch ein Privileg, ein neues Hauptquartier offiziell in Betrieb zu nehmen. Eigentlich ist es der erste Konzernsitz der AFG, der diese Bezeichnung auch verdient.

Mit unterschiedlicher Geschwindigkeit ist die AFG in den letzten Jahrzehnten gewachsen. Wachstum und Stagnation, gelegentlich auch Rückschritte, haben uns begleitet. Sehr oft sind diese Zeitabschnitte auch das Abbild des jeweiligen Managements, der Strategie, der wirtschaftlichen Lage in der Schweiz, zunehmend aber auch der Weltwirtschaft.

Internationalisierung, Büros, IT und deren Nutzen
Unser Firmengründer, Herr Jakob Züllig sel. hatte wenig Sinn für Büros, IT, Büroautomation etc. Er war von der Produktion fasziniert; 1987 hatten wir beispielsweise die grösste Mühe, ihn für die Beschaffung eines IT-Systems zu überzeugen. Als notwendiges Übel, eine Art Geldverschwendung und als erste und letzte Beschaffung qualifizierte er den Entscheid für ein IBM AS 400-System!

Persönlich konnte ich in unterschiedlichen Funktionen zwei wichtige Zeitabschnitte der AFG miterleben und teilweise auch prägen. In meiner ersten Zeit von 1985 bis 1990 realisierten wir eines der Lebensziele von Jakob Züllig, nämlich den Börsengang, das IPO.

Für eine breite Internationalisierung gab es keine Zustimmung. Meine zweite Phase begann am 16. September 2003. Seither haben wir ein rasanteres Tempo angeschlagen. Bald einmal Verdreifachung des Umsatzes und einer Belegschaft von mehr als 6000 Mitarbeitenden. 26 neue Firmen stiessen in den vergangenen vier Jahren zur AFG. Die fünf Divisionen und unsere Präsenz in rund 80 Ländern sind die heutige Grundlage für die Gestaltung der Zukunft. Ich verrate kein Geheimnis, wenn ich darauf hinweise, dass wir nachhaltig ausbauen und wachsen wollen. Und es auch werden.

Romanshornerstrasse 4 als Geburtsort, historisches Gebäude, keine Zukunft
Es liegt auf der Hand, dass wir diesen weltweit aktiven Konzern nicht mehr aus der historischen Zentrale an der Romanshornerstrasse 4, umrahmt von alten, seit Jahrzehnten nicht renovierten Gebäuden leiten konnten. Am Hauptsitz standen uns weniger als 10 Büros, ein grosses Sitzungszimmer mit 10 und ein kleineres mit 6 Sitzplätzen zur Verfügung. Jeden Tag gab es in Arbon einen Wettlauf, wer sich wo, wann trifft. Stunden wurden verschwendet, um sich irgendwo an passenden oder weniger passenden Orten zu finden. Wichtige Kunden und Gäste hatten wir in Restaurants zu treffen.

Ich persönlich hatte es vergleichsweise gut, denn in Steinach entschied sich die Hartchrom AG schon im Jahr 2000, angepasste Führungsstrukturen zu schaffen. Von dort wurde die AFG ab September 2003 und damit während vier Jahren geleitet.

Fernsteuerung damals…
Aus nahe liegenden Gründen hat diese Fernsteuerung vielen zugesagt. Getreu dem Motto „Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse“ führen und geführt zu werden, hat vielen gepasst. Transparenz, Effizienz, Präsenz und vieles andere sind je nach Einstellung angenehm oder aber werden als sehr lästig empfunden.

Der Entscheid, ein neues Corporate Center zu bauen, fiel dem Verwaltungsrat nicht schwer. Nicht Annehmlichkeiten für die Führung und die Mitarbeitenden aller Stufen waren massgebend, sondern der Blick in die Zukunft. Wir machten es dem Verwaltungsrat nicht leicht. Wenige Wochen nach dem 16. September 2003 – es war erst Dezember 2003 – wurde er mit Vorschlägen für Ausbau und Akquisitionen konfrontiert. War es erst die Bruno Piatti AG im Januar 2004, folgte im April die EgoKiefer AG. Nachher ging es Zug um Zug weiter. Seit 2004 sind 26 neue Firmen zur AFG gestossen. Weitere werden mit grösster Wahrscheinlichkeit folgen. 10 neue und moderne Fabrikanlagen kamen dazu. Weitere werden mit grösster Wahrscheinlichkeit folgen. Der Verwaltungsrat weiss, befürchtet, aber hofft bestimmt auch, dass wir ihn immer wieder mit positiven Vorschlägen überraschen.

… und neue Ausgangslage heute
Heute geben wir uns ein neues Gesicht und auch neue Führungsstrukturen. Wir haben ein sehr modernes, für mich persönlich auch ein sehr gefälliges, hoch technisches Corporate Center gebaut. Wir bauten dieses Headquarter nicht für uns von heute, sondern für die Zukunft. Deshalb beschafften wir uns die modernsten Technologien, erstellten Tiefgaragen und erwarben viel Umschwung. Es ist unsere erklärte Absicht, auf dem Umgelände alle Fabrikanlagen vom Stadtrand Arbon in unser neues Industriegelände zu verlegen und neu zu bauen. Unser Grundstück am See soll hochwertigem neuem Wohnraum dienen.

Es gebührt vielen eine herzliches Dankeschön
Heute liegt es an mir, allen herzlich zu danken.

Ihnen, dass Sie uns in dieser Feierstunde begleiten und sich mitfreuen.

Den Unternehmen und ihren Hunderten von Mitarbeitenden für ihre grosse Leistung und den positiven Umgang mit einem nicht einfachen, dafür aber immer auf höchste Qualität eingestimmten und sehr viel fordernden Bauherrn.

Dem Generalunternehmer Karl Steiner AG, dem Architekten Gisel und Partner und allen Ingenieurunternehmen. Auch sie dürften gelernt haben, dass man in der AFG mitdenkt und auch mitlenkt.

Den Behörden des Kantons Thurgau und der Stadt Arbon. Einen besonderen Dank statte ich dabei namentlich Herrn Regierungspräsident Ruprecht ab. Herr Arthur Gisel und ich baten beim ihm als Verantwortlichen für das Bauwesen im Kanton Thurgau kurzfristig um einen Gesprächstermin. Er wurde auf den Mittwoch 27. Januar 2005, 09.45 Uhr in Frauenfeld festgelegt.

Wir wollten Regierungsrat Ruprecht unser Vorhaben und unsere feste Absicht darlegen, Landwirtschaftsland zu kaufen, umzonen zu lassen und die Zukunftspläne der AFG zu realisieren und somit die AFG der Stadt Arbon, der Region und dem Kanton Thurgau zu erhalten. Regierungspräsident Ruprecht wandte im Gespräch nicht das thurgauische Staatsrecht an, sondern das „Rup-Recht“. Es dauerte wenige Minuten, bis wir ihn persönlich überzeugten. Offenbar redeten wir klar, deutlich und ohne Ausweichmöglichkeiten. Wir gestatteten uns auch Fristen zu setzen. Diese wollten wir nicht als Drohung verstanden haben, sondern als Planungserleichterung für die Behörden! Die Zusammenarbeit zwischen Kanton und Stadt Arbon funktionierte ausgezeichnet. Ein herzlicher Dank an alle.

Am Anfang aber waren es die Grundeigentümer, welche uns ihr Landwirtschaftsland veräusserten. Je mehr Land ich wollte – meine persönliche Vorgabe war einfach und verständlich – alles oder nichts, also rund 10 Hektaren Landwirtschaftsland zu erwerben und dann umzonen zu lassen. Je länger die Verhandlungen andauerten, um so schwieriger wurde es. Letztlich waren es fast 15 Hektaren, die zur Diskussion standen und die vertraglich abzusichern waren, um unser Ziel zu erreichen.

Warum so viel und nicht Zug um Zug. Getreu meinem Lebensmotto: Ein Unternehmer stirbt nicht – er geht“ war es mein erklärtes Ziel, Industrieland mindestens für die nächste Generation zur Verfügung zu haben. Ich ging keinen Kompromiss ein.

Wir haben das Ziel erreicht. Damit können wir auch unsere Ausbaupläne in den nächsten Jahren realisieren.

Ihnen, liebe Vertragspartner in der Landbeschaffung und heutige Nachbarn, gilt mein persönlicher Dank, aber auch der Dank der AFG-Beglegschaft, welche nun auch wirtschaftlich eine Zukunft sieht.

Ich bedanke mich auch bei meinen Mitarbeitern aller Stufen, denen ich während der ganzen Bauzeit ein sehr netter, lieber, direkter und fordender Vorgesetzter auf dem Weg zum Ziel war. Sie alle erfreuen sich heute modernster Arbeitsplätze.

Zum Schluss ein abschliessender Hinweis: wir hatten glücklicherweise eine unfallfreie Bauzeit. Hiezu halfen uns die Sicherheitsmassnahmen. Diese allein genügen aber nicht. Alle Handwerker, ihre Mitarbeitenden, Lieferanten, Planer, Baustellenbesucher etc. sind Teil dieses Glücks. Sie haben ebenfalls unseren Dank verdient. Sie ermöglichen uns letztlich unser heutiges Fest.

Um ihnen diesen Dank abstatten und uns von ihnen allen verabschieden zu können, laden wir sie alle zu einem Dankesfest auf den 21. April in den Seeparksaal in Arbon ein.

 

 

Es gilt das gesprochene Wort