Irgendwann wird Edgar Oehler seinen Platz räumen und eine Lücke hinterlassen. Auch wenn er sich bereits jetzt intensiv mit seiner Nachfolge beschäftigt, so wird sie niemals vollkommen ausfüllen, was Oehler in den vergangenen Jahren geschaffen hat. Mag sein, dass die unternehmerischen Qualitäten erhalten bleiben. Mag sein, dass die AFG Arbonia-Forster-Holding AG weiter auf Erfolgskurs bleibt und wächst. Und es mag ebenfalls sein, dass ein anderer an seine Stelle tritt und unverblümt die Führung des FC St.Gallen kritisiert. Was aber schwer, nein fast unmöglich, sein wird, ist die Präsenz zu ersetzen, die Oehler stets einnimmt.
Das Fundament dafür hat er sich selber geschaffen, einerseits mit seinem abwechslungsreichen Lebenslauf, andererseits mit den wiederholten Meldungen über Zukäufe und Rekordumsätze. Das alleine wäre schon eine Würdigung wert. Hinzu kommen aber seine Aussagen und Analysen. Kein Wunder, sind die Medien erpicht darauf, eine Aussage von ihm - und sei es nur ein einziger Satz - zu ergattern. Die CVP verliert bei den Wahlen? Die Tageszeitung fragt beim Alt-Nationalrat Oehler nach. Für die Verleihung des „Ostschweizer Medienpreis“ wird ein Referent gesucht? Ideal wäre der frühere Journalist und Chefredaktor Oehler. Der FC St.Gallen entlässt mal wieder einen Trainer? Was mag wohl der Hauptsponsor des neuen Stadions darüber denken?
Bei all diesen Themen drängt sich Oehler niemals selber auf. Aber er bietet sich an. Denn bei ihm weiss man, voran man ist. Er hält sich nicht künstlich zurück. Wieso sollte er auch? Er hat den Berg bezwungen und muss sich nicht davor in Acht nehmen, nirgendwo anzuecken um noch weiter nach oben zu kommen. Dafür erntet er auch immer wieder Kritik. Etwa für seine Aussage, er verstehe nichts von Fussball, hinterfrage aber sehr wohl die Führung vom FC St.Gallen. Die Antwort, wieso er das tut und darf, gibt Oehler gleich selber: „Ich darf die Ereignisse im FC St.Gallen nicht unkommentiert lassen. Die Arbonia-Forster-Gruppe ist Hauptsponsor der AFG-Arena und ab Sommer wichtigster Geldgeber im FC St.Gallen. Der Druck auf mich wächst, im FC viel massiver einzugreifen. In der Tat verstehe ich wenig von Fussball - aber viel von Unternehmensführung.“ Dieses Zitat stammt aus der NZZ am Sonntag vom vergangenen Oktober. Damals glaubten noch viele nicht an den Abstieg des Fussballclubs, sahen in Oehler den Unwissenden, der auf die Herren des Verwaltungsrates schoss. Nun da sich die Spannung aufgelöst hat, der FC abstiegen und das neue Stadion eröffnet ist, kann ein jeder sein Bild von damals revidieren. Wie gerne wäre man an den Gesprächen dabei gewesen, die Oehler mit dem Verwaltungsrat geführt hat.
Im Zusammenhang mit dem Fussball stand Oehler in letzter Zeit zweifelsohne am meisten im Rampenlicht. Und dabei ist dies eigentlich nur ein Nebenprodukt seines Erfolgs. Seine AFG wächst und wächst weiter und das auf stabiler Basis. Oehler übernimmt Unternehmen, schafft Arbeitsplätze und setzt weiterhin auf den Standort Ostschweiz. Aber daran hat man sich schon fast gewöhnt. Und deshalb sind die Schlagzeilen in diesem Zusammenhang etwas kleiner geworden. Alleine die Auflistung seiner unternehmerischen Erfolge würde mehrere Seiten füllen. LEADER kürte Edgar Oehler 2003 zum Unternehmer des Jahres und setzte den Titel „Die Hoffnung der Ostschweiz“. Diese Schlagzeile hat sich bewahrheitet.